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Allergie? Hatte ich mal

Region/Mayen-Koblenz – Hyposensibilisierung hilft auch Kindern, sich an Allergene zu gewöhnen. Lara ist zehn Jahre alt. Sie lebt im Rhein-Sieg-Kreis in Windeck auf dem Land, ist quirlig, aufgeweckt und liebt Tiere – besonders Katzen. Seit Familie Grieger vor drei Jahren aus den USA nach Deutschland gezogen ist, hat sich ihr Leben jedoch sehr verändert. „Lara hat als Kleinkind schon immer viel gehustet und Bronchitis gehabt. Als wir dann nach Texas in das Wüstenklima umgezogen sind, wurde plötzlich alles besser“, erzählt Mutter Rükiye. Zurück in Deutschland ging es mit Lara aber nur noch von Arzt zu Arzt und oft auch ins Krankenhaus. „Wir waren wirklich verzweifelt. Der Husten und das Asthma wurden immer schlimmer. Wir haben schon einige Lungenentzündungen hinter uns und sobald Lara in die Nähe von Tieren – und vor allem Katzen – kam, reagierte sie hochgradig allergisch.“ Mutter, Vater und die beiden jüngeren Geschwister hatten schon oft Angst um sie.

Lara liebt es, draußen und mit den Nachbarskindern zu spielen. „Die haben alle Katzen und ich durfte dann einfach nicht nah an die drankommen und schon gar nicht mit rein“, sagt sie traurig. „Lara fühlte sich richtig ausgeschlossen. Wir haben alle schon viel geweint deswegen“, sagt die Mutter. „Der Kinderarzt hat uns zum Spezialisten geschickt. Da waren wir bei einigen. Als Behandlungsmöglichkeit wurde immer wieder die Hyposensibilisierung erwähnt. Aber wenn es dann um die Umsetzung ging, also ein junges Schulkind mit hochgradigem Asthma gegen das offensichtlich besonders gefährliche Allergen Katze zu behandeln, gab es immer wieder Bedenken – zu gefährlich, hieß es da.“

Inzwischen hat Lara ein Jahr dieser Behandlung hinter sich. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind ausgeblieben. Das Beste ist: Erste Kindergeburtstage in Katzenhaushalten hat Lara schon gefeiert – ohne Asthma-Anfall. Durchgeführt wird die Behandlung in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein. „Eine so schwere Katzenallergie ist schon besonders“, erläutert Privatdozent Dr. Thomas Nüßlein, Chefarzt der Klinik und auch Kinder-Pneumologe und Allergologe, „sowohl was – unbehandelt – den Schweregrad der allergischen Reaktionen betrifft, als auch die Risiken der Hyposensibilisierung, also der Verabreichung kleiner Mengen des Katzenallergens unter die Haut zur Gewöhnung des Körpers. Da weiß man als Behandler sehr zu schätzen, dass man für den Notfall eine Intensivstation im Rücken hat, die jederzeit in weniger als einer Minute erreichbar ist.“

Gebraucht hat Lara diese nicht. Vor einem Jahr bestand der erste Schritt der Behandlung darin, das Asthma durch regelmäßige Inhalation eines „Kortison-Abkömmlings“ zu kontrollieren. Das war nach vier Wochen erreicht. Seitdem kommt Lara einmal im Monat zur Spritze. Munter plaudert sie während des Piks weiter von den aktuellen Plänen. Einen Zoobesuch könnte sie sich gut vorstellen – trotz der besonders allergenen Großkatzen.

„Dr. Nüßlein hat sich so viel Zeit für uns genommen. Er ist ein entspannter und toller Arzt – und hat immer gute Laune“, lacht Mama Rükije. „Ich bin ihm unendlich dankbar.“ Auch Lara mag ihn sehr. „Ich gehe jetzt ganz allein zu ihm und Mama wartet mit meinen Geschwistern draußen“, sagt Lara. „Da habe ich gar keine Angst.“ Und wie hat die Desensibilisierung bis jetzt angeschlagen? „Gut! Es bringt auf jeden Fall etwas. Vor kurzem war sie zwei Stunden in einem Haus mit Katzen und es ist nichts passiert“, so Rükiye Grieger. „Der Nutzen ist bei einer Hyposensibilisierung, auch Spezifische Immuntherapie genannt, oft schnell erkennbar“, erklärt Dr. Nüßlein. „Trotzdem wird in der Regel drei Jahre behandelt – für die Nachhaltigkeit. Lara soll auch in vielen Jahren noch von dieser aufwändigen Behandlung profitieren. Für die langfristige Wirkung gibt es gute Belege, vor allem natürlich bei den viel häufigeren Allergien gegen Birken- oder Gräserpollen.“

Lara kann durch die Desensibilisierung heute viel unbeschwerter leben. Das färbt auf die gesamte Familie ab. Deren Lebensqualität hat deutlich zugenommen. Und was ist Laras größter Wunsch? Eine eigene Katze…..